Infos zu Klausner - Definition - Leben - Spiritualität

Wortbedeutung Eremit, Einsiedler und Klausner

Eremit, Einsiedler und Klausner

Eremit, Einsiedler und Klausner bedeuten vom Lebensentwurf her das selbe. Das Wort Eremit (erēmos) kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Wüste“ und „unbewohnt“. Ein Eremit ist daher so etwas wie ein Wüsteneinwohner, der mehr oder weniger abgeschieden von der übrigen Gesellschaft lebt. Ein Eremit ist also ein Alleinlebender, im Deutschen gebrauchen wir dafür auch oft den Begriff „Einsiedler“. Weil diese Menschen in einem abgeschlossenen Bereich lebten wurden sie auch als Klausner bezeichnet. Ursprünglich wurde der Begriff Eremit, Klausner und Einsiedler nur auf Christen angewendet, die religiöse Motive für ihren Lebensentwurf hatten. Gemeint sind Menschen, die mehr oder weniger abgeschieden von der übrigen Gesellschaft leben, um sich in Einsamkeit und Stille ganz der Betrachtung der göttlichen Dinge hinzugeben. Das Eremitentum ist in verschiedenen Religionen zu finden und ist im Christentum schon seit den ersten Jahrhunderten bekannt. Klausner bezeichnen sich auch als Klausner weil sie Klaus v.d. Flüe nacheifern und sein Leben in der Unmittelbarkeit zu Gott als Vorbild für ihren eigenen Lebensentwurf nehmen.

Wortbedeutung Klause

Klause bezeichnet die abgeschiedenen Wohnumstände, in denen der Eremit, Einsiedler und Klausner lebt. Das Wort Klause steht also für den Wohnort eines Eremiten oder Klausners in der Abgeschiedenheit, sei es durch die Lage in einer unwirtlichen Gegend oder durch die Art der abgeschlossenen Bauweise (Inklusorium). In eine solche Zelle ließen sich im frühen Mittelalter Klausner einmauern, um in vollkommener Weise abgeschieden zu leben.

Definition des Klausnerlebens

Von der Welt abgeschieden

Wenn von Eremiten, Einsiedlern und Klausnern die Rede ist, dann denken die meisten an einen, der in einer Höhle lebt, der viel betet, mit niemandem spricht und sich von Waldbeeren ernährt. In jedem Fall aber bedeutet Klausner sein, dass sich diese Lebensform durch seine religiöse Prägung vom normalen Leben in der Welt unterscheidet. Ein Klausner ist ein Mensch, der ein Leben aus dem Gebet führt, aber außerhalb von Klostermauern. Er lebt ein Leben in Stille und Zurückgezogenheit und sucht Gott. Ohne Gemeinschaft und Stütze von anderen macht sich der Klausner auf seinen Weg in einem Leben des Gebetes. Klausnerdasein ist eine seltene Ausnahmeerscheinung des Weltabgeschiedenseins. Der Grund dafür liegt in einer christlichen Sinnsuche.

Stille und Einsamkeit

Er betet in einer Atmosphäre der Stille und der Einsamkeit. Die Lebensform der Einsamkeit bedeutet auch, dass der Klausner alltägliche Tätigkeiten macht, wie Hausarbeit – es gibt ja niemanden, der das für ihn erledigt, keine Gemeinschaft umsorgt ihn. Ansonsten führt er ein zurückgezogenes, einfaches und nüchternes Leben. Konkret heißt das: Klausner vermeiden die Zerstreuung und die Unterhaltung, die typisch wären für ein normales Leben in der Welt. Es ist aber nicht so, dass das Klausnerleben gar keine Form der Kommunikation vorsieht. Es ist vorgesehen mit anderen und dem Umfeld zu kommunizieren, sie jedoch sparsam zu verwenden. Der spezielle Lebensentwurf, der ganz dem Gebet und der Vereinigung mit Gott gewidmet ist, soll so wenig wie möglich gestört werden. Soziale Kontakte sind dem Klausner nicht verboten, sie sind sogar Lebenswichtig. Es ist aber sinnvoll diese auszuwählen mit Blick auf die religiösen Ziele.

Besondere Form der Christusnachfolge

Klausnerleben ist eine besondere Form der Christusnachfolge nach dem Vorbild der Wüstenväter und des Hl. Einsiedlers Klaus v.d. Flüe. Im Weltkatechismus wird diese ursprüngliche Lebensform beschrieben. Eremiten, Einsiedler und Klausner weisen durch ihre Vertrautheit mit Christus auf das Mysterium der Kirche hin und ihr Leben ist eine stille Predigt Christi (vgl. Weltkatechismus 921).

Klausnerleben als nüchterner Lebensentwurf

Klausner sind grundsätzlich keine Romantiker. Und Klausen sind keine „Idylle" sondern geistliche Kampfplätze. Die Menschen, die darin leben, bleiben auch in der Einsamkeit Menschen aus der Welt von heute. Sie sind vertraut mit ihrer materiellen Not, ihren Fragen, ihren Krankheiten und Leiden und auch ihrer tiefen Sehnsucht nach dem Göttlichen. Das Beten und Schweigen und das hoffende Aushalten der Einsamkeit erfordert Disziplin und Ausdauervermögen. Darum geht es beim Klausner: Im gelebten Alltag dem Geheimnis Gottes auf der Spur zu bleiben.

Lebensentwurf mit Zufriedenheit

Da der Klausner sich seinen Lebensentwurf selbst gewählt hat, ist er i.d.R. zufrieden mit dem was er hat und tun kann. Die Geborgenheit, die heute so viele schmerzlich vermissen, verschafft dem Klausner seine intensive Beziehung zu Gott. Der Klausner weis sein Klausnerleben gut aufgehoben in der unmittelbaren Gottverbundenheit.

Unterschiede bei Klausnern

Die Art, wie die Einzelnen ihr Klausner-Ideal leben, ist recht unterschiedlich. Einige Klausner wohnen versteckt auf dem Land, einige in Großstädten, wo sie zur Miete wohnen. Während einzelne Klausner der Öffentlichkeit durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen, haben sich andere völlig von der Außenwelt zurückgezogen.

Beten, arbeiten und Klause pflegen

Das Leben der Klausner ist geprägt von Stille. Klausnerleben ist aber nicht nur Schweigen, sondern es ist durchzogen von religiösen Ritualen und einfachen Arbeiten. Religiöse Literatur hilft, dass das Leben nicht eintönig wird und die Spiritualität immer wieder neu belebt wird. Damit das Gebetsleben den ansprechenden Rahmen behält, ist es wichtig, die Klause zu Pflegen und sauber zu halten. Genauso wichtig ist die körperliche Ausgeglichenheit, die durch gesunde Ernährung und Bewegung aufrechterhalten wird.

Solidarität mit anderen

Ein Klausnerleben besteht vor allem im Gebet und der Zurückgezogenheit von der Welt in Einsamkeit und Schweigen. Klausnerleben kann aber auch als Solidarität mit den vielen Menschen verstanden werden, die heute zunehmend vereinsamen. Vorwiegend sind das ältere, zunehmend aber auch jüngere Menschen. Sie sind ohne es zu wollen in ihre lieblose, kalte Lebenssituation hineingeraten. Viele von ihnen können mit dieser Einsamkeit nicht umgehen und fliehen in Sucht und verschiedenste Aktivitäten. Das Klausnerleben weist den Weg auf Gott hin. Der Klausner mit seinem fürbittenden Gebet kann für viele Hilfe und Stütze sein, damit sie ihr Leben wieder in den „Griff“ bekommen. So gesehen ist ein Klausner keineswegs eine „Randfigur" in der christlichen Betätigung, sondern seine Lebensform ist vielmehr zeitgemäße Seelsorge, den modernen Erfordernissen entsprechend.

Geistlicher Austausch mit anderen

Das eigentliche Tun des Klausners spielt sich im Gebet in der stillen Kammer ab. Auch wenn der Klausneralltag oft grau und eintönig ist, kommt es immer wieder zu tiefen geistlichen Erfahrungen. Für die meisten Klausner wird gelten: Was sie in der Stille erfahren haben, möchten sie auch an andere weitergeben. Klausner haben i.d.R. keine Sprechstunde, aber wenn Menschen anfragen und Rat suchen, dann werden sie nicht abgewiesen, soweit dies mit der jeweiligen Hausordnung zusammenpasst. Klausner werden gesucht. Als geistliche Begleiter, als Ratgeber oder einfach nur als Menschen, die zuhören können. Einige wenige geben ihre Erfahrungen in Buchform weiter. Das ist schon im Altertum bei den sogenannten Wüstenvätern so gewesen. Das setzte sich im Mittelalter fort und das ist auch heute noch so.

Phänomen Klausner

Gottsuche außerhalb der Gesellschaft

Der Eremit und Klausner ist ein Phänomen das es in allen Religionen gibt. Seit Tausenden von Jahren ziehen sich Menschen immer wieder zurück, entweder zeitlich begrenzt oder für immer. Sie tun es, um das Wesentliche im Leben zu erspüren.

Vorbildern folgen

Klausner wollen dem Beispiel der Wüstenväter und -mütter oder einem der späteren Klausner folgen - wie Klaus v.d. Flüe dem Schweizer Einsiedler oder dem Eremiten Charles de Foucauld, der in die nordafrikanische Sahara zog. Klausner sind Menschen, die einen inneren Drang spüren, dass Gott in der Stille gesucht und gefunden werden möchte. Viele große Klausnergestalten haben diesen Weg vorgezeichnet und eine schier unüberschaubare Menge über die Jahrhunderte sind dem nachgefolgt. Dass eine beträchtliche Zahl von Heiligen aus dem Kreis der Eremiten, Klausnern und Einsiedlern hervorgegangen ist zeigt, dass der Weg der Zurückgezogenheit und des Gebetes ein vorbildlicher Weg ist.

Klausner als Alternative zur Gesellschaft

Klausner ist eine Alternative zum gesellschaftlichen Leben. Es gibt eine Menge Klausner, die ganz still ihrem Gebetsleben nachgehen und nirgends registriert sind. Sie sind auf der Gottsuche außerhalb der Gesellschaft. Auch wenn sie zurückgezogen leben, sind sie alles andere als weltfremd. In einem einfachen Leben, betend und in selbst gewählter Abgeschiedenheit leben sie ihren Lebensentwurf und müssen sich selbst um die notwendigen weltlichen Dinge kümmern. Ein Klausner lebt zwar zurückgezogen, er braucht aber auch die anderen Menschen, gerade weil er in einfachen Verhältnissen lebt und er für Unterstützung zum Lebensunterhalt dankbar ist.

Klausner inmitten der Zivilisation

Es stimmt heute nicht mehr, dass Klausner ausschließlich in entlegenen Gebieten und in irgendwelchen Grotten hausen. Wir finden Klausner in allen Landschaften und in allen Umgebungen. Ursprünglich Wüstenbewohner, haben manche Klausner heutzutage auch die Stadtwüste als ihr Lebensumfeld gewählt. Der Stadt-Klausner ist ein Klausner wie andere auch. In den Städten gibt es ja heute viele Menschen, die fast wie Einsiedler leben, nur dass sie das nicht freiwillig und nicht im Gebet tun. Denken wir an die vielen einsamen alten Menschen, in einer Stadt von anonymen Individuen. Allerdings, für die meisten ist diese Lebensform ein Unglück, nichts was sie sich selbst wählen würden. Der Klausner hingegen sucht bewusst diese einsame Lebensform. Einsam, aber nicht allein, könnte man hinzufügen. Denn der Klausner ist normalerweise kein Mensch, der überhaupt niemanden trifft. Im Gegenteil, um den Klausner herum entsteht immer ein Netz von spirituellen Kontakten. Rund um Klause und Klausner gibt es Menschen, die im Austausch mit dem Klausner stehen, durch schriftlichen oder telefonischen Kontakt oder aber auch für eine spirituelle Erfahrung vorbeikommen.

Berufung zum Klausner

Spannender Weg

Berufungsgeschichten haben meistens etwas Spannendes an sich. Zuweilen trifft man auf außergewöhnliche geistliche Erfahrungen, auf schwere Krankheiten oder tiefe Krisen. Berufung kann aber auch ganz unspektakulär geschehen, indem ein Mensch seine Neigung für ein zurückgezogenes Leben erspürt und seine Liebe zum Gebet entdeckt. Wie auch immer die Beweggründe sein mögen, muss irgendwann eine Entscheidung gefällt werden: „Als Klausner will ich leben“.

Seltener Lebensentwurf

Dass der Weg als Klausner eher eine Seltenheit ist, liegt in den praktischen Dingen des Alltags. Es ist einfacher die praktischen Dinge des Alltags zu erledigen, wenn dies von Familie oder Gemeinschaft mitgetragen wird und auch der Schutz vor Gefahren funktioniert in der Gemeinschaft besser. Im Verhältnis zu der Gesamtzahl der Getauften war und ist die Anzahl der Klausner gering. Klausner ist eine Form der Nachfolge Christi, die eher selten vorkommt. Wenn in Gesprächen Klausnerleben aufgegriffen wird, dann rechtfertigen sich die meisten mit dem Ausspruch: Es können nicht alle als Klausner leben, sonst würde die Welt aussterben. Und doch gibt es einige, die genau diesen Weg einschlagen und das oft trotz vieler Widerstände oder sogar Anfeindungen wegen des radikalen Lebensentwurfes als Klausner hinnehmen müssen.

Entscheidung muss reifen

Wie es zustande kommt, dass ein Mensch als Klausner lebt, dazu gibt es viele Möglichkeiten. Jeder Klausner musste seinen bisherigen weltlichen Lebensweg gehen auf dem die Klausnerberufung gereift ist. Anstöße für ein Klausnerleben kann es viele geben: Liebe zu einem zurückgezogenen Leben und Liebe zum Gebet, einen besonderen Draht zum Herrgott in der Stille, die Führung von anderen Klausnern oder geistlichen Personen zu dieser Berufung oder auch der direkte Ruf Gottes für ein Klausnerleben, wie es bei Klaus v.d. Flüe der Fall war. Für nicht wenige gehören auch Weltflucht, mehr oder weniger negative Gemeinschaftserfahrungen und Scheitern zum Weg der Berufung als Klausner. Bevor jedoch ein fruchtbringendes Klausnerleben möglich wird, müssen diese negativen Dinge aufgearbeitet werden und können dann diesen Lebensentwurf in besonderer Weise befruchten, da ein besonderes Verständnis für andere in ähnlicher Situation vorhanden ist.

Voraussetzungen

In Gesprächen zum Thema Klausnerleben hört man immer wieder: „Für mich wäre das nichts“. Für das Klausnerdasein muss man freilich gemacht sein – von Gott gerufen und selbst dazu bereit sein. Eine gewisse Neigung für ein zurückgezogenes Leben und Liebe zum Gebet sind unabdingbare Voraussetzungen. Und auch die Charaktereigenschaften müssen mitspielen, damit das Leben in der Einsamkeit gute Früchte trägt. Klausner sind keine Menschenfeinde, keine Leute, die andere meiden, denn wenn es so wäre, würden sie zum Trübsinn neigen. Der Klausner muss vor allem innerlich ausgeglichen sein. Und er muss einen inneren spirituellen Reichtum haben, damit er sich nicht langweilt und auch immer etwas findet, was er vertiefen, hinterfragen und meditieren möchte.

Gebet als Lebensaufgabe für den Klausner

Gebet als Lebensinhalt

Gebet ist der wesentliche Lebensinhalt des Klausners. Damit erfüllt er den zentralen Auftrag der Christen: Gottes- und Nächstenliebe. In Gebet und Gottesdienst kommt die Gottesliebe zum Tragen. Bringt der Klausner auch die Probleme seiner Brüder und Schwestern ins Gebet hinein, dann ist das eine besonderes Form der Nächstenliebe. Der Klausner repräsentiert damit die anderen im Gebet.

Gebet als tragender Pfeiler

Jeder Klausner wird auf seine Art und Weise versuchen, die meiste und beste Zeit dem Gebet, der Meditation zu widmen. Bei den meisten Klausnern wird das kirchliche Stundengebet dem Tag eine Struktur geben. Im Unterschied zu den Weltleuten wird der Klausner immer wieder seine Alltagsgeschäfte unterbrechen, um sich ganz bewusst betend für die Gegenwart Gottes zu öffnen. Stundengebet, Gebete und Andachten, Meditationszeiten, Schriftlesung und Eucharistie sind wie tragende Pfeiler für jeden einzelnen Tag und über die Jahre hinweg. Diese Frömmigkeitsübungen machen den Klausneralltag zu einem zielstrebigen Weg auf die christliche Vollendung hin. All die Arbeiten rund um Klause und Klausnerleben sind durch das geistliche Programm getragen.

Kraft aus dem Gebet

Weil der Klausner aus dem Gebet lebt, hat er auch die Kraft sich immer neu auf die Menschen einzulassen, die bei ihm anfragen. Suchende erwarten vom Klausner ein Wort der Stärkung, sei es durch Brief, Telefon oder vor Ort in einem Seelsorgegespräch, gemeinsamen Gebet oder Gottesdienst. So Manchem ist das Gespräch mit einem Klausner ein Bedürfnis, um Lasten, Trauer und Ärger abzuladen oder auch Freude und Dankbarkeit mitzuteilen. Die Kraft, die dem Klausner aus dem Gebet erwächst, wird so für viele zu einer Quelle der geistlichen Erneuerung.

Gott spricht in der stillen Kammer

Für die meisten Menschen stellt sich die Frage: „Wie kann man die Einsamkeit aushalten und was soll man die ganze Zeit beten, wenn Gott eh nicht antwortet“. Für den Klausner dagegen ist Alleinsein keine Einsamkeit, denn Gott ist da. Und Gott spricht in der stillen Kammer. Er tut es auf verschiedene Art und Weise: Im Wort Gottes, im Vollzug der Liturgie, im Kontakt mit anderen Menschen und in dem was sich im eigenen Herzen bewegt. In jedem Fall muss man aber unterscheiden können zwischen den eigenen inneren Regungen und dem, was von Gott kommt.

Spiritualität der Klausner

Unterschiedliche Klausner Spiritualität

Eine einheitliche Spiritualität von Eremiten, Einsiedlern und Klausnern gibt es nicht. Der Alltag jedes einzelnen Klausners ist ganz verschieden. Klausnerfrömmigkeit muss zwangsläufig bei jedem ganz verschieden aussehen, geprägt von dem äußeren Rahmen, den Klause und Lebensumfeld bilden. Wie der Klausner sein Gebetsleben gestaltet ist vor allem davon abhängig, wie sein innerer Weg zur Klausner-Lebensform führte und wie es sei momentaner physischer und geistiger Zustand erlaubt.

Kontemplatives Leben

Jede religiöse Betätigung in den vielfältigen Formen ist für den Klausner ein Schritt auf dem Weg ans Ziel. Die Klausner leben nicht nach einer einheitlich verfassten Regel. Jeder hat seine eigene Spiritualität mit je eigenen Schwerpunkten. Sie tragen auch kein Ordensgewand, nur vereinzelt ein Klausnergewand. Klausner leben auch nicht hinter Klostermauern, sondern in einer Klause, die sein abgeschlossener Bereich für das Gebetsleben ist. Der Tag eines Klausners ist erfüllt von Gebet und sonstigen Arbeiten. Das ganze Leben eines Klausners konzentriert sich auf die Verbindung mit Gott. Klausnerleben ist ein kontemplativer Lebensentwurf, mit verschiedenen Gebetsformen und Frömmigkeitsübungen.

Der Kirche und Gott verpflichtet

Die meisten Klausner leben ihre Frömmigkeit ohne die Anbindung an eine Gemeinschaft. Das heißt aber nicht, dass diese ganz unabhängig sind. Das Evangelium und die Glaubensgrundsätze der Kirche sind für den Klausner Richtschnur. Die meisten Klausner haben auch einen geistlichen Vater oder einen spirituellen Berater. In jedem Fall aber ist der Klausner Gott verpflichtet. Unter den Augen Gottes ist sein Gebetsleben behütet und umsorgt.

Klausnerleben und Seelsorge

Menschen fragen beim Klausner an

Schon der schweizerische Nationaleremit Niklaus von der Flüe, der nach einer Vision im Jahr 1467 seine Frau und seine zehn Kinder verließ, um die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in der Ranftschlucht in völliger Askese zu verbringen, blieb nicht lange einsam. Er genoss das besondere Vertrauen der Menschen, die ihn dort um seinen Rat baten. Klausner heute haben es ebenfalls nicht immer leicht, ihre Einsamkeit zu verteidigen. Oft fragen Neugierige an oder Leute, die seinen Rat suchen.

Für andere da sein

Dass die Eremiten und Klausner nicht lange alleine blieben stellte sich früh ein. Viele kamen und suchten Rat. Trotz der Schwierigkeiten hat es aber immer einzelne Klausner gegeben, die es schafften, wirklich alleine zu bleiben. Klausner leben einfach und zurückgezogen. Auch wenn sie zurückgezogen leben, sind sie doch für andere da, durch Gebet oder auch Gespräche. Soweit es die Hausordnung und ihre Zeit erlaubt, stehen sie anderen Menschen für geistliche Begleitung zu Verfügung.

Lebensunterhalt für den Klausner

Einfacher Lebensstil notwendig

Aus praktischen Gründen ist der Lebensstil von Klausnern einfach gehalten. Weil der Klausner viel Zeit zum Beten benötigt, fehlt die Zeit für die Sicherung des Lebensunterhaltes. Die Lebensnotwendigen Dinge braucht auch der Klausner und für die muss er selber sorgen. Die meisten Klausner haben eine Rente, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Andere haben ganz normale weltliche Tätigkeiten, mit denen sie sich über Wasser halten. Unterstützung von Wohltätern kommt den Klausnern sehr gelegen, denn dadurch ist er frei für das Gebet und braucht sich keine übertriebenen Sorgen um den Lebensunterhalt zu machen.

Einkünfte für den Lebensunterhalt

Da keine Gemeinschaft für den Klausner aufkommt, hat er für alle Belange seines Lebens selbst zu sorgen. Für jeden Klausner wird sich die spannende Frage stellen: Reichen meine Einkünfte für ein Leben als Klausner. Trotz aller Sparsamkeit sind einige Dinge lebensnotwendig und verpflichtend. Wenn die Zurückgezogenheit und der Geist des Gebetes gewahrt werden soll, dann kommt nur eine Teilzeitbeschäftigung in Frage, soweit nicht Rentenbezüge dieses Problem schon gelöst haben.

Lebensunterhalt erarbeiten

Viele meinen, dass Klausner Faulenzer sind, die sich ein bequemes Leben machen. Die Realität jedoch sieht anders aus. Die meisten von ihnen halten sich mit „weltlichen“ Jobs über Wasser. Und auch die Arbeiten rund um Klause und Lebensführung muss der Klausner selbst erledigen.

Klausner und Gäste

Freundeskreis um Klause und Klausner

I.d.R. bildet sich um eine Klause ein Kreis von geistlichen Freunden und Wohltätern, die vom jeweiligen Klausner betreut werden. In einigen Klausen gibt es die Möglichkeit für Einsiedler auf Zeit. Der Gastbereich in der Klause wird für Besucher(innen) zur Verfügung gestellt, um sich in die Stille zurückzuziehen. Eine Klause ist ein Ort, der vom alltäglichen Leben weit weg ist. Zugleich aber konfrontiert die Klause mit dem wirklichen Leben. In einer Klause kommen einerseits nicht verarbeitete Probleme an die Oberfläche und andererseits geht der Blick in die Tiefe zur göttlichen Dimension im Menschen. Nicht nur für den Klausner ist Zurückgezogenheit und Gebet eine Hilfe um dem Göttlichen nachzuspüren. Besucher können in einigen Klausen „mitleben“ und durch Einzelbetreuung vom Klausner in tiefere Gebetsschichten vordringen. Gerade in einer Zeit, wo die Kräfte im äußeren Tun aufgerieben werden, kann es ein großer Gewinn sein, sich auf das Wesentliche neu zu besinnen und mit Gott in Kontakt zu treten. Eine Klause ist aber kein „Ferienhaus, sondern ein Ort der Stille und er Gottsuche. In Absprache mit dem Klausner kann ein Programm festgelegt werden mit Gebet, Andacht und geistlichen Gesprächen. Unterbringung und Verpflegung wird den Umständen entsprechend geboten. I.d.R. ist dafür kein fester Preis festgesetzt. Es ist jedem Gast überlassen, eine entsprechende Spende zu geben. Nähere Infos gibt es beim jeweiligen Klausner.

Eintauchen in Klausnerfrömmigkeit

Klausner haben ein offenes Herz für die Anliegen ihrer Besucher. Ihre eigentliche Tätigkeit besteht aber in der Betrachtung der göttlichen Dinge und das geht am Besten in der Abgeschiedenheit und Stille der Klause. Damit das Klausnerleben geregelt bleibt, kann es notwendig sein, Sprechstunden an der Tür anzuschlagen oder die Besucher sich telefonisch anmelden lassen. Besucher(innen) in einer Klause haben die Möglichkeit, den Klausner in seinem religiösen Schweigen und Tun zu erleben und von ihm zu lernen. In dieser Form wird Klausnerleben auch für „in-der-Welt-lebende-Menschen“ nachvollziehbar und fruchtbringend.

Gedanken zum Klausnerleben

Stille als wesentlicher Lebensbestandteil

Mit Blick auf das normale weltliche Leben ist Klausner eine radikale Lebensform. Was in der Welt zählt, das ist bei den Klausnern Nebensache. Für Klausner ist ein Leben in der Stille wesentlich. Weil störende Einflüsse der Umwelt reduziert werden, kann sich der Klausner auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren und das ist Gott und das Eintreten für die Brüder und Schwestern vor Gott. Klausner geben dem Gebet den wichtigsten Platz im Leben.

Einfaches Leben und Gebet

Das Leben eines Klausners ist weit weg von den gängigen gesellschaftlichen Vorstellungen von einem normalen Leben. Beim Klausner ist Einfachheit gefragt. Jeder Klausner wünscht sich ein zurückgezogenes, einfaches und ruhiges Leben mit viel Freiraum für das Gebet. Weil der Klausner seinen Lebensschwerpunkt im Gebet hat, treten andere Dinge in den Hintergrund und werden nebensächlich. Trotzdem muss das Nötige für den Alltag vorhanden sein. Einfachheit und Zweckmäßigkeit sollte alles rund um Klause und Klausnerleben bestimmen. Sauberkeit und Ordnung sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, damit die innere Ordnung nach außen sichtbar wird. Ist die Klause schmutzig hässlich und heruntergekommen, wirkt das auf den Klausner zurück.

Unterschiede bei Klausnern

Klausnerleben hat in der Praxis ganz unterschiedliche Ausprägung, denn jeder setzt im Gebet andere Schwerpunkte, hat andere Charismen, Fähigkeiten und die äußeren Umstände mit der Klause sind ganz verschieden. Was alle gemeinsam haben ist ein zurückgezogenes Leben im Gebet. Damit Klausnerleben auf Dauer gelingt, braucht es eine gewisse Bodenständigkeit und Disziplin.

Klausnerleben als zufriedener Lebensentwurf

Für die meisten weltlich gesinnten Menschen hört sich Klausner schrecklich an. I.d.R. aber ist es so, dass Klausner mit ihrem Leben zufrieden sind und in ihrem Lebensentwurf glücklich sind. Klausner möchten als Klausner leben, weil sie es so wollen – mit Stille und Gebet. Klausner sind zufrieden. Vereinsamt fühlen sie sich nicht, jedenfalls weniger als einer, der irgendwo in einem Hochhaus allein lebt. Klausner finden ihr leben schön, weil sie ganz stark in die Liebe Gottes eintauchen und in ihr geborgen sind. Nicht jeder kann das und nicht jeder ist dazu berufen. Wenn aber Gott jemanden als Klausner haben will, dann wird er auch die nötige Kraft für diesen Lebensentwurf geben.

Gefahren für den Klausner

Materielle Verarmung

Klausner haben meistens nur geringe Einkünfte und sind auf die Unterstützung von Wohltätern angewiesen. Durch unvorhergesehene und lebenswichtige Aufwendungen kann der angestrebte Freiraum für das Gebet schnell erschüttert werden, indem die Klause aufgegeben werden muss oder mehr Zeit für erwerbsmäßige Arbeiten aufgebracht werden muss. Schutz gegen Verarmung gibt für den Klausner nicht.

Lauheit in geistlichen Dingen

Gebet ist für den Klausner die Lebensmitte. Im Lauf der Zeit können Frömmigkeitsübungen jedoch abstumpfen und leer werden. Geschürt wird das Ganze durch die menschliche Trägheit. Wenn der Klausner sein Gebetsleben nicht regelmäßig unter die Lupe nimmt, dann kann er sein geistliches Ziel aus den Augen verlieren und seine Berufung verfehlen. Disziplin, geregeltes Leben und Eifer im Gebet wirken der Lauheit entgegen.

Eigene Schwächen

Auch im Leben des Klausners lauern Gefahren. Weil es an Ablenkung im einfachen Klausenalltag fehlt, kommen die eigenen Schwächen zutage. Sämtliche Gefühle, die ein normaler Mensch verdrängt, kommen in einer Klause an die Oberfläche und stellen den Klausner auf den Prüfstand. Daher muss man eine gewisse innere Festigkeit haben. Der Wüstenvater Evagrius Ponticus entwickelte vor gut 1700 Jahren die Lehre der acht Laster, vor denen sich jeder Eremit und Klausner schützen muss. Diese sind: Völlerei, Unzucht, Habgier, Traurigkeit, Zorn, Trägheit und Eitelkeit und schließlich der Hochmut, wenn man sich auf seine Spiritualität etwas einbildet.

Klausner kritisch gesehen

Verständnis für Klausnerleben fehlt

Die meisten Menschen verbinden mit einem Einsiedler eher das Bild eines unrasierten Waldmenschen oder Höhlenbewohners, der der Welt den Rücken zugekehrt hat. Das Verständnis für den religiösen Lebensentwurf als Klausner ist in der Gesellschaft und mitunter sogar in kirchlichen Kreisen eigentlich nicht vorhanden. Für den Klausner selbst stellt sich diese Frage nicht, denn der Lebensweg als Klausner ist durch den Ruf Gottes und die eigene Entscheidung grundsätzlich geklärt und muss nicht jeden Tag neu entschieden werden. Sein Lebensentwurf ist für den Klausner erfüllend und gut. In Zeitabständen wird dies überdacht und erneuert werden. Gegenüber Weltleuten, die für religiöse Dinge kein Verständnis haben, kann der Klausner aber in einen tiefen Rechtfertigungsnotstand kommen. Kluge Zurückhaltung ist gegenüber weltlich gesinnten Menschen geboten.

Streit zwischen Aktion und Kontemplation

Hin und wieder müssen sich Klausner den Vorwurf anhören, sie haben sich zurückgezogen, obwohl die Kirche dringend Personal braucht. Viel Personal ist aber nicht unbedingt die Lösung des Problems. Eine Rückbesinnung auf die Anfangszeit der Kirche oder die Anfangszeit der Orden könnte vermutlich mehr religiösen Tiefgang bringen. Religiösen Tiefgang wird man niemals durch möglichst viel Personal oder durch viele Aktionen erreichen, sondern vor allem in der inneren Hinwendung zu Gott. Für den Lebensweg als Klausner ist aber nicht entscheidend, was Menschen haben wollen, sondern der Ruf Gottes für ein Leben als Klausner und die Zustimmung des betreffenden diesen Lebensentwurf anzunehmen. Aktion und Kontemplation dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Beides ist notwendig. Jesus Christus aber gibt in der Evangelienerzählung von Maria und Martha dem Hören den Vorzug. Der Maria soll der bessere Teil nicht genommen werden. Die Klausner schließen sich dem an und machen es wie Maria, die den Worten des Herrn zuhört.

Als unnütz abgestempelt

Wie schon bei der Säkularisierung um 1800 wird auch heute der Sinn von kontemplativen Lebensentwürfen in Frage gestellt. Was bringt uns das Gebet und was nützt es wenn einer meditiert? Weltlich gesinnte Menschen haben einen kontemplativen Lebensentwurf schnell abgeurteilt. Nur aus dem Glauben heraus kann ein Klausnerleben wertvoll erscheinen. Der Klausner ist ein Hinweis, dass es neben der materiellen Welt noch mehr gibt. Klausner weisen auf Gott, seine Gebote und auf die christliche Vollendung hin. Klausner rufen ins Bewusstsein: „Der Glaube will gelebt werden und dazu braucht es das Gebet“.

Einerseits werden Klausner belächelt oder als Spinner abgeurteilt. Andererseits werden sie aber in spirituellen Dingen und bei der Lösung von Problemen hilfesuchend aufgesucht und um Rat angefragt. Der Weg den die Klausner beschreiten ist außergewöhnlich: Durch zurückgezogenes Gebetsleben, Schweigen und den Verzicht auf Worte geschieht christliche Belehrung.

Ausgrenzung als Aussteiger

Die Lebensweise des Eremiten, Einsiedlers oder Klausners ist auch für nicht-spirituelle Gemüter anziehend. Es gibt Aussteiger, die nach einem ausgefüllten Leben oder nach einem gescheiterten Lebensabschnitt sich zurückziehen in ein einsameres Leben. Der Aussteiger macht das meist nicht aus religiösen Motiven. Das heißt, die Klausner sind nicht die einzigen, die sich ein zurückgezogenes Leben wählen. Ihre Eigenheit ist, dass sie diese Wahl aus religiösen Gründen treffen, weil sie dazu berufen sind. Sie sind aber geistig verwandt mit Menschen, die für sich entscheiden, sich aus dem Leben in Gesellschaft zu entfernen. Nicht jeder wird für die religiösen Motive eines Klausners Verständnis haben.